Jens, du bist Teil der Vormittagsgruppe und Künstler im Haus Lydda. Wie kam es dazu?
Ich bin ein gelernter Druckformenhersteller. Das ist ein mittlerweile ausgestorbener Beruf. Nach 19 Jahren war ich dann auf einmal arbeitslos und habe mich sehr depressiv gefühlt. Ich habe dann verschiedene Praktika gemacht, unter anderem hier in Bethel. Das gefiel mir ganz gut. Ich war auch in der Keramikwerkstatt, habe mich dann aber für die Malerei entschieden. Seit 2007 bin ich nun Ölkünstler und einer der Ersten, die hier seit sieben Jahren in diesem Raum malen dürfen. Vorher war das nicht möglich, weil der Raum an andere Gruppen vermietet wurde. Aber jetzt bin ich quasi Gründungsmitglied der Vormittagsgruppe.
Und was genau passiert in diesen Gruppen?
Jeder kann hier tun, was er möchte. Die Leute, die einigermaßen fit sind und keine Betreuung brauchen, haben ihren eigenen Schlüssel und können sich hier jederzeit kreativ austoben. Vormittags haben wir hier dann meistens fünf oder sechs Leute, überwiegend mit psychischen Erkrankungen. Insgesamt sind es aber sicher über hundert, die an dem Projekt beteiligt sind, da viele auch von zu Hause aus kreativ tätig sind.
Hier wird aber nicht nur gemalt, oder?
Nein, wir haben auch Ton und gestalten Skulpturen. Im Sommer arbeiten wir gerne draußen mit Holz und anderen natürlichen Materialien.
Kann man auch hierherkommen, wenn man so gar keine Ahnung von Kunst hat?
Ja, das haben wir schon gehabt. Die Hauptsache ist, anzufangen und sich gegenseitig zu inspirieren. Die Gruppe ist wirklich eine tolle Gemeinschaft. Wir haben hier auch unsere Musik und machen es uns gerne gemütlich.
Jens, ich danke dir und wünsche euch alles Gute!